sunshine against the alltime madness

Was in meinem Job immer wieder vorkommt, ist daß jemand stirbt und die Angehörigen dann mit dem Mietverhältnis "klarkommen" müssen. Es gibt eine gesetzliche Frist, innerhalb der Erben das bestehende Mietverhältnis kündigen, oder aber in dieses eintreten können. Aber wer weiß sowas schon/will sich damit beschäftigen, wenn jemand gestorben ist?
So bekomme ich also einen Brief von einer Frau Schäfer, daß Erna Müller gestorben ist und Frau Schäfer das Mietverhältnis kündigt.
Ich schreibe zurürck, daß Frau Schäfer doch bitte erstens eine Kopie der Sterbeurkunde schicken soll (nicht, daß Frau Müller am Ende noch lebt, alles schon passiert!) und einen Nachweis, daß sie erbberechtigt ist (Erbschein, Bescheid des Nachlaßverwalters, Geburtsurkunde)
Dann ein Anruf...
"Hier is de Herr Schäääääver! Sie habbe mei Frau aaageschribbe, wesche meina Schwieschamudda!"
Ich: "Mhm. Und wo wohnt ihre Schwiegermutter?"
Anrufer: "Ei, nirschendswo mea! Die is doch gestorbe!"
Ich (okay, er trauert -also VERSTÄNDNIS): "Und wo hat Ihre Schwiegermutter gewohnt? Und wie hieß Ihre Schwiegermutter?"
Er: "Ei, in de XY Straß und das war die Erna Müller!"
Ich: "Okay. Moment, ich hol mir gerade mal die Mieterakte"
Er: "Aber Frollainsche, Sie habbe doch geschribbe!"
Ich: "Ja, das habe ich sicher. Aber ich betreue zur Zeit 1.500 Mieter und schreibe sehr viel, deswegen kann ich mich nicht immer an alles erinnern. Macht aber nix, dafür haben wir ja für jeden Mieter eine Akte. Und die hol ich mir jetzt."

Dann hab ich alles, hab mich kurz eingelesen...

Ich: Herr Schäfer?! Nun erinnere ich mich. Ich brauch noch einen Nachweis daß Ihre Frau erbberechtigt ist und eine Kopie der Sterbeurkunde."

Er wiederholt das ganze "Nachweis erbberechtigt. Sterbeurkunde"
im Hintergrund höre ich plötzlich Frau Schäfer keiffen: "WAS WILL DIIIIIIE??? ISCH WEISS DOCH WER MEI MUDDI IS!!!"
Ich: "Herr Schäfer, ich glaub ihrer Frau ja, daß die deren eigene Mutter kennt. Aber Sie müssen das verstehen, hier ruft jemand mit einem komplett anderen Nachnamen an und sagt, eine Mieterin sei gestorben. Ich hab hier keinen Nachweis und nix. Stellen Sie sich mal vor, da würde einer einer Mieterin nen Streich spielen und einfach so die Wohnung kündigen. Ich brauch da wirklich einen Nachweis, bevor ich was so ernstes in die Wege leiten kann wie eine Kündigung."

Herr Schäfer versteht, seine Frau keift. Das ganze zieht sich noch eine laaaaaaange Weile, weil Herr Schäfer nicht verstehen will welche Dokumente ich brauche und seine Frau grundsätzlich gar nichts versteht....nach fast 30 mins, in denen er mir partout nicht glauben will, daß man auf dem Familienbuch sehen kann, wer Eltern und wer Kinder sind, hab ich ihn soweit, daß er das Dokument raussucht.
Er: "Oh, äh - ja, da stehds ja! Da seh ischs!" (im Hintergrund immer wieder seine Frau, keiffend: "Die dämlisch Kuh! Was will die dann!!! Der komm isch gleisch rübber, der dämlisch Schnodder!")
Ich: "Sehen Sie. Und nun machen Sie davon mal eine Kopie, schicken mir die und beruhigen Sie bitte Ihre Frau. Ist ja jetzt alles in Ordnung. Und die Kündigung akzeptieren wir natürlich ohne Zeitverzögerung, renovieren müssen Sie auch nicht."
Er, völlig verdattert: "Ach, Sie habbe mei Fraa gehörd? Des derffe se net so ernst nehmme, viele Dank für ihr entgeschekomme und entschudlische se nochema *zur Frau gewandt* jetzt sei hald endlisch ema still!!!"


tja, nix für ungut.
Trauer kann halt viele Gesichter haben, auch Wut....